Schallgedämmte Lüftungsschlitze in PVC-Fenstern: Frischluft ohne Lärm – geht das wirklich?
In diesem Artikel lernen Sie Folgendes:
- Wie viel Schallschutz Sie tatsächlich verlieren: Fensterfalzlüfter reduzieren die Schalldämmung um etwa 1 dB – was das in der Praxis bedeutet und wann es zum Problem wird.
- Was Fensterfalzlüfter wirklich leisten können: Sie decken nur die Grundlüftung nach DIN 1946-6 ab und ersetzen nicht das normale Stoßlüften – wir erklären die Unterschiede.
- Konkrete Kosten für Material und Einbau: Mit 300-800 € für ein Einfamilienhaus müssen Sie rechnen, dazu Details zur steuerlichen Absetzbarkeit.
- Wann sich Fensterfalzlüfter lohnen: Bei Neubauten, Schimmelproblemen und moderater Lärmbelastung sind sie sinnvoll – an Hauptverkehrsstraßen mit über 70 dB sollten Sie andere Lösungen in Betracht ziehen.
- Wichtige Grenzen und Nachteile: Bei Windstille funktionieren sie kaum, bei starkem Wind können Pfeifgeräusche entstehen, und sie erhöhen die Heizkosten um 5-10%.
- Praktische Hinweise zu Installation und Wartung: Warum der Einbau vom Fachmann erfolgen sollte und wie die einfache Pflege aussieht.
- Alternativen für höhere Ansprüche: Wann eine dezentrale oder zentrale Lüftungsanlage die bessere Wahl ist und was diese kostet.
- Anforderungen nach GEG und DIN 1946-6: Was die Norm fordert und wie Fensterfalzlüfter in ein Lüftungskonzept passen.

Moderne PVC-Fenster mit Dreifachverglasung dämmen Außenlärm hervorragend – bis zu 40 dB bei hochwertigen Modellen. Das Problem: Sobald Sie lüften müssen, dringt der Straßenlärm wieder ungehindert ein. Fensterfalzlüfter versprechen hier eine Lösung: kontinuierliche Frischluftzufuhr bei geschlossenem Fenster. Doch wie gut funktioniert das in der Praxis? Und lohnt sich die Nachrüstung?
Was Fensterfalzlüfter tatsächlich leisten – und wo ihre Grenzen liegen
Fensterfalzlüfter sind kleine Lüftungsventile, die unsichtbar im Fensterfalz zwischen Rahmen und Flügel montiert werden. Sie nutzen natürliche Druckunterschiede durch Wind, um kontinuierlich Außenluft in den Raum zu lassen – ganz ohne Strom.
Die wichtigsten Fakten zum Schallschutz:
Ein Standardfenster verliert durch den Einbau eines Fensterfalzlüfters nur etwa 1 dB an Schalldämmung. Ein Fenster mit einem Rw-Wert von 38 dB erreicht mit eingebautem Lüfter also immer noch 37 dB. Bei hochwertigen Systemen wie den Regel-air Fensterfalzlüftern in Kombination mit entsprechenden Fensterprofilen sind Schalldämmwerte von bis zu 44 dB möglich – das entspricht der Schallschutzklasse 4.
Aber Achtung: Diese Werte gelten nur bei Fenstern, die speziell für Schallschutz konzipiert sind. Bei normalen Fenstern mit Falzlüftern liegt die Schalldämmung typischerweise bei 37-38 dB (Schallschutzklasse 3).
Zum Vergleich:
- Normale Fenster ohne Lüfter: ca. 29 dB (Schallschutzklasse 1)
- Schallschutzfenster Klasse 3: 37-42 dB
- Schallschutzfenster Klasse 4: 42-46 dB
Eine Reduktion um 10 dB wird vom Menschen bereits als Halbierung der Lautstärke wahrgenommen.

Wie viel Lüftung bieten Fensterfalzlüfter wirklich?
Hier müssen wir ehrlich sein: Fensterfalzlüfter decken nur die Grundlüftung ab – also den Mindestluftwechsel, der nach DIN 1946-6 erforderlich ist, um Feuchteschäden und Schimmel zu vermeiden, wenn niemand zu Hause ist.
Was das bedeutet:
- Sie ersetzen NICHT das normale Stoßlüften nach dem Duschen, Kochen oder bei mehreren Personen im Raum
- Die Luftmenge ist bewusst gering gehalten (typisch 5-15 m³/h pro Lüfter)
- Bei Windstille funktionieren sie kaum
- An sehr windigen Tagen können Pfeifgeräusche entstehen
Dennoch sind sie sinnvoll für:
- Feuchteregulierung bei Abwesenheit
- Reduktion von Kondenswasser an Fenstern
- Vermeidung von „verbrauchter“ Luft in dichten Neubauten
- Unterstützung bei kontrollierter Wohnraumlüftung
Was kostet die Nachrüstung?
Die Kosten für Fensterfalzlüfter sind überschaubar:
Materialkosten:
- Einfache Fensterfalzlüfter: 20-30 € pro Stück
- Hochwertige Modelle (z.B. Regel-air): 30-50 € pro Stück
- Einbauzubehör (Dichtungen, Befestigungen): 15-30 € pro Fenster
Arbeitskosten:
Die Installation sollte von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Für ein Einfamilienhaus mit 10-15 Fenstern rechnen Sie mit Gesamtkosten zwischen 300-800 €.
Steuerliche Absetzbarkeit:
Als Eigentümer können Sie die Handwerkerkosten steuerlich geltend machen – 20% der Arbeitskosten, maximal 1.200 € pro Jahr.

Installation und Wartung: Was Sie wissen müssen
Bei der Installation wird:
1. Die Gummidichtung am Blendrahmen und Fensterflügel teilweise entfernt
2. Der Lüfter im Fensterfalz verschraubt
3. Eine spezielle Dichtung um den Lüfter eingefügt
Wartung:
Fensterfalzlüfter sind wartungsfrei im klassischen Sinne. Sie sollten aber:
- Bei jeder Fensterreinigung mit einem feuchten Lappen gereinigt werden
- Einmal jährlich auf Funktionsfähigkeit geprüft werden
- Die Dichtungen auf Beschädigungen kontrolliert werden
Wann lohnen sich Fensterfalzlüfter?
Fensterfalzlüfter sind besonders sinnvoll bei:
Neubauten und sanierten Altbauten:
Nach der DIN 1946-6 muss bei Neubauten und größeren Sanierungen (mehr als 1/3 der Fenster ausgetauscht) ein Lüftungskonzept erstellt werden. Fensterfalzlüfter sind die kostengünstigste Lösung für die geforderte nutzerunabhängige Grundlüftung.
Schimmelproblemen:
Wenn sich trotz regelmäßigem Lüften Schimmel bildet, können Fensterfalzlüfter helfen – sie sorgen für kontinuierlichen Luftaustausch auch bei Abwesenheit.
Bei mäßiger Lärmbelastung:
Wenn Sie nicht direkt an einer Hauptverkehrsstraße wohnen, sondern an einer Nebenstraße mit moderatem Verkehr, bieten Fensterfalzlüfter einen guten Kompromiss zwischen Luftqualität und Schallschutz.

Wichtige Einschränkungen
Fensterfalzlüfter sind KEINE Lösung:
- An stark befahrenen Hauptstraßen mit Dauerlärm über 70 dB – hier bringt auch ein Verlust von 1 dB Schalldämmung spürbare Verschlechterung
- Als vollständiger Ersatz für aktives Lüften
- Bei Wohnungen mit Fenstern nur auf einer Gebäudeseite (keine Querlüftung möglich)
- In sehr windstillen Lagen – hier ist die Leistung stark eingeschränkt
Alternativen: Wann ist eine richtige Lüftungsanlage besser?
Für höhere Ansprüche gibt es Alternativen:
Dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung:
- Kosten: ab ca. 2.500 € für ein Einfamilienhaus
- Vorteil: Bis zu 80% Wärmerückgewinnung, deutlich höhere Luftleistung
- Nachteil: Sichtbar in der Fassade, benötigt Strom
Zentrale Lüftungsanlage:
- Kosten: 5.000-15.000 € je nach Hausgröße
- Vorteil: Komplette automatische Lüftung mit Wärmerückgewinnung
- Nachteil: Nur bei Neubau oder Kernsanierung sinnvoll, hohe Investition

Technische Anforderungen: GEG und DIN 1946-6
Moderne Fenster mit Falzlüftern erfüllen die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Die DIN 1946-6 definiert vier Lüftungsstufen:
1. Lüftung zum Feuchteschutz – nutzerunabhängig, 24/7 (hier kommen Fensterfalzlüfter zum Einsatz)
2. Reduzierte Lüftung – bei kurzer Abwesenheit
3. Nennlüftung – bei normaler Nutzung
4. Intensivlüftung – beim Kochen, Baden, bei vielen Personen
Fensterfalzlüfter decken nur Stufe 1 ab – alle anderen Stufen erfordern aktives Lüften durch die Bewohner.
Praktische Tipps für die Auswahl
Achten Sie auf:
- Winddruckregelung: Verhindert zu starken Luftstrom bei Wind
- Schlagregendichtheit: Nach DIN EN 12207 geprüft
- Kompatibilität mit Ihrem Fenstersystem (PVC, Holz, Holz-Alu)
- Geprüfte Schalldämmwerte vom ift Rosenheim
FAQ
Theoretisch ja, aber wir raten davon ab. Der Einbau sieht einfacher aus als er ist. Wenn die Dichtungen falsch entfernt oder die Lüfter nicht exakt positioniert werden, funktioniert entweder die Belüftung nicht richtig oder Sie verlieren unnötig viel Schallschutz. Ein Fachbetrieb braucht pro Fenster etwa 30-45 Minuten und stellt sicher, dass alles korrekt montiert ist.
Ja, das ist sogar einer ihrer Vorteile. Die einströmende Außenluft wird durch die Transmissionswärme im Fensterfalz vorgewärmt, bevor sie in den Raum gelangt. Dadurch entsteht keine unangenehme Zugluft. Bei extremer Kälte (unter -10°C) kann die Leistung aber abnehmen, da kalte Luft dichter ist und schwerer strömt.
Bei normalem Betrieb sind sie praktisch unhörbar. Bei starkem Wind können jedoch Pfeifgeräusche entstehen – das lässt sich nicht ganz vermeiden. Hochwertige Modelle mit Winddruckregelung minimieren dieses Problem, können es aber nicht vollständig beseitigen. Wenn Sie sehr windempfindlich sind, sollten Sie das vor dem Kauf bedenken.
Minimal, ja. Die einströmende Außenluft muss erwärmt werden. Der Wärmeverlust ist aber deutlich geringer als bei gekippten Fenstern. Studien zeigen: Fensterfalzlüfter verursachen etwa 5-10% zusätzliche Heizkosten im Vergleich zu einem komplett dichten Fenster ohne Lüftung. Das klingt zunächst viel, aber: Ohne Grundlüftung müssten Sie häufiger stoßlüften, was zu höheren Wärmeverlusten führt. Unterm Strich gleicht sich das oft aus.
Ja, aber es kommt auf den Zustand der Fenster an. Die Rahmen müssen stabil genug sein, um die Lüfter zu tragen, und die Dichtungen sollten nicht porös sein. Bei Holzfenstern ist die Nachrüstung meist problemlos möglich. Bei sehr alten Fenstern (über 30 Jahre) lohnt sich oft eher ein kompletter Fenstertausch mit bereits integrierten Lüftern.
Nein, das ist durch die Konstruktion ausgeschlossen. Fensterfalzlüfter sind nach DIN EN 12207 auf Schlagregendichtheit geprüft. Die Luft wird mehrfach umgelenkt, bevor sie in den Raum gelangt, sodass Wassertropfen abgefangen werden. Selbst bei Unwetter bleibt es innen trocken.
Nein, der Einbruchschutz wird nicht beeinträchtigt. Die Lüfter sind zu klein, um als Einbruchsstelle zu dienen, und die mechanische Stabilität des Fensters bleibt erhalten. Fenster mit RC2-Zertifizierung behalten ihre Einbruchschutzklasse auch nach dem Einbau von Falzlüftern.
Fensterfalzlüfter sind wartungsfrei im klassischen Sinne. Sie sollten aber bei jeder Fensterreinigung – also etwa alle 3-6 Monate – mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Einmal jährlich sollten Sie prüfen, ob die Klappen noch leichtgängig sind und die Dichtungen keine Risse haben. Das dauert pro Fenster etwa 2 Minuten.
Direkte Förderungen speziell für Fensterfalzlüfter gibt es aktuell nicht. Allerdings: Wenn Sie im Rahmen einer energetischen Sanierung neue Fenster einbauen lassen und dabei Fensterfalzlüfter integrieren, können die Gesamtkosten über KfW-Programme gefördert werden. Die Handwerkerkosten für die Nachrüstung sind steuerlich absetzbar (20% der Arbeitskosten, max. 1.200 € pro Jahr).
Das kommt auf den Lärmpegel an. Bei Lautstärken über 70 dB tagsüber wird es kritisch. Zwar verlieren Sie durch die Lüfter nur 1 dB Schalldämmung, aber jedes Dezibel zählt bei hoher Lärmbelastung. Hier sollten Sie eher über eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung nachdenken, die komplett ohne Öffnung in der Fassade auskommt und trotzdem gut lüftet.
Das hängt vom System ab. Einfache Modelle lassen sich nicht verschließen – sie regeln nur automatisch über Winddruckklappen. Es gibt aber auch Systeme mit manuell verschließbaren Zusatzlüftern (z.B. Regel-air PLUS oder FORTE). Diese sind etwa 10-20 € teurer pro Fenster, bieten aber mehr Flexibilität, wenn Sie mal komplett Ruhe möchten.
Das hängt von der Raumgröße ab. Als Faustregel gilt: Pro Raum mindestens 2 Lüfter (einen auf der Zulufts- und einen auf der Abluftseite), bei Räumen über 20 m² besser 3-4 Lüfter. Ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 berechnet die genaue Anzahl anhand von Raumvolumen, Personenzahl und Gebäudedichtheit. Ein Fachbetrieb erstellt Ihnen das Konzept meist kostenlos im Rahmen eines Angebots.
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